Aus wechselnder Perspektive einzelner Familienmitglieder werden die Grenzerfahrungen der Familie Schult erzählt, die Folgen des erweiterten Suizids durch den Vater in der Nachbarsfamilie sind. In einer Mischung aus Coming-of-Age-Geschichte und Familiendrama gibt der Roman Einblick in eine komplexe Figurenpsychologie im Moment existenzieller Krisen.
Die Perspektiven der Figuren auf eine aus den Fugen gebrachte Kleinstadtidylle werden abwechselnd in direkter und klarer Sprache dargeboten. Dieser schnörkellose Schreibstil erfüllt zwei Funktionen. Zum einen erscheint die Sprache — auch die Jugendsprache — als überaus realistisch. Zum anderen ist man beim Lesen auf diese Weise ganz nah an den Figuren.
Während der ein- oder andere Dorf- oder Kleinstadtroman nicht ganz von sich weisen kann, von oben herab auf die Provinz zu schauen, erleben wir hier Freud und Leid der Figuren auf Augenhöhe mit. Ohne verklärt zu werden, behalten sie auch bei fragwürdigen oder unglücklichen Entscheidungen, wie zum Beispiel dem Agieren des Vaters im ihn überfordernden Job oder der zugedröhnten Autofahrt Nicos, ihre Würde. Das gilt auch für die angemessen detailliert ausgestalteten Nebenfiguren.
Durch diese Verbindung von Zugänglichkeit und Komplexität gestaltet sich der Roman auch für ältere Jugendliche als äußerst lesenswert. Sie können an die Perspektiven der beiden Söhne unmittelbar anschließen und so erfahren, wie Literatur existenzielle und persönliche Fragen zu verhandeln vermag.