Eisbjörn

Dieses Buch erhielt den LesePeter April 2018. Die Veröffentlichung der Begründung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien.

Die Geschichte zeugt von der ungewöhnlichen Freundschaft eines Mäuserichs zu einem alten Seebären, der seit langer Zeit schon den Leuchtturm bedient. Er lässt den fast erfrorene Mäuserich in den Turm, füttert ihn und lehrt ihn, wie man Seemannsknoten macht und wie das Morsealphabet funktioniert. Darüber hinaus ist Eisbjörn immer dabei, wenn Aufgaben zu erledigen sind. Und er lernt bei diesen Arbeiten ebenso wie von den Geschichten, die der alte Wärter ihm in den langen Abenden erzählt.

Man könnte fast sagen, dass Eisbjörn auf dem Weg zum Fachmann für Seefahrt und Leuchttürme ist. Genau dieses Wissen braucht er an diesem Abend, an dem der Alte krank und geschwächt in einen tiefen Schlaf fällt. Er hört nichts von dem drohenden Schiffsunfall, der nur durch das Leuchtfeuer verhindert werden kann. Die ganze Last der Verantwortung liegt nun auf Eisbjörn, auf den Schultern eines kleinen und tapferen Mäuserichs.

Ganz wunderbare Bilder zeichnet Lev Kaplan, deutlich Bilder und doch ganz realitätsnah. Herrlich, wie der kleine Mäuserich bei dem Sturm von rechts auf dem Felsbrocken sitzt, sein Körper deutlich nach links geneigt ist, seine aufgestellten rosa Ohren noch viel mehr und sein blanker Schwanz sich im starken Wind sogar wellt. Die starke wettergegerbte Tür wird der Alte gleich für Eisbjörn öffnen, und innen wird er einen Seemannspullover für Eisbjörn nähen, der dem seinen sehr ähnelt. Seine kurzen grauen Haare bedecken kaum noch seinen Kopf, der Backenbart weist ihn als Seemann aus. Die dunklen Augenbrauen, die Lesebrille, die vielen Falten – ein sehr sympathischer Mensch, zu dem der sehr sympathische Mäuserich mit seinem grauen Fell und dem weiß-blau gestreiften Pullover gut passt.

Jede Seite enthält nautisch-sachliche und technische Einzelheiten, und auch die Mimik von Mensch und Mäuserich ist gut getroffen und passt zum Erleben der beiden Protagonisten. Die Illustrationen liefern ergänzende und vertiefende Informationen zur Handlung, zum Beispiel wie der Mäuserich es schafft, den finsteren Abgrund in der Wendeltreppe zu überwinden.
Die Bilder sind geschmacksbildend und verstecken viele Einzelheiten, die klar gegliederte und geradlinig erzählte Geschichte erwärmt das Herz. Schön.

Eisbjörn ist nicht nur ein Sympathieträger, sondern er kann durchaus als Vorbild dienen, ohne dass wir einen pädagogischen Zeigefinger sehen: Lernen – auch auf Vorrat – ist nicht verkehrt. Dabei behält Eisbjörg in der brenzligen Situation, einen kühlen Kopf zu bewahren und entwickelt Strategien, um die Situation in den Griff zu bekommen.