Hassan Zahreddine erzählt die Geschichte eines Neunjährigen, der aufgrund der ärmlichen Umstände gezwungen ist, Geld zu verdienen. Über die Arbeit in der Druckerei bringt er sich selbst das Lesen bei und lernt bei der Gelegenheit auch die Macht der Wörter kennen. Damit erzählt das Bilderbuch eine Erfolgsgeschichte, die das Thema Emanzipation und Empowerment ins Zentrum setzt.
Analog zur Erzählebene hält Hassan Zahreddine ausgewählte Aspekte der Geschichte gleich Momentaufnahmen mit der druckgrafischen Technik Mezzotinto fest. Dieses sehr aufwändige und deswegen heute nur noch selten verwendete grafische Verfahren verleiht der Erzählung eine dokumentarische Wirkung. Bei der Mezzotinto-Technik, auch Schwarzkunst genannt, werden Kupferplatten mit speziellen Wiegemessern, Schabeisen und Polierstahl bearbeitet. Je nachdem wie glatt oder rau die Plattenoberfläche bearbeitet wird, entscheidet darüber, ob mehr oder weniger Druckschwärze aufgenommen wird.
Die Möglichkeit mit der Drucktechnik zwischen sehr hellen und dunklen Tonwerten Licht und Schatten erzeugen zu können, nutzt der libanesische Druckkünstler, um die Geschichte stimmungsvoll in Einzelbildern zu ergänzen. Über den Kontrast von mattschwarzen Flächen und Stellen, in denen die Rillen des Wiegemessers noch sichtbar sind, entsteht zudem eine besondere Tiefenwirkung.
Mit dieser öffnet Zahreddine den Raum des Bilderbuchs und lädt die Betrachter:innen zu einem genauen Erkunden der Einzelbilder ein. Die noch zu erkennenden Ränder der Kupferplatten rahmen die Einzelbilder als Unikate, die Fotografien ähnlich Zeugnis geben. Durch Skizzen ergänzt, fügen sich die Drucke mit den Erzähltextblöcken in ein grafisches Gesamtbild und demonstrieren Buchkunst im Bilderbuchformat.
Hassan Zahreddine gelingt es mit diesem erzählerischen Gesamtkunstwerk, die visuelle und narrative Ebene auf komplexe Art miteinander zu verknüpfen. In erzählerischer Genialität nutzt der Druckkünstler die unterschiedlichen Erzähldimensionen des Bilderbuchs, um die individuelle, soziale und kulturelle Relevanz des Drucks zu veranschaulichen. Zins Geschichte illustriert beispielhaft die vielfältigen Bedeutungsebenen des gedruckten Wortes. Das Bilderbuch schafft es somit, eine die Gesellschaft so stark verändernde Entwicklung literar-ästhetisch erfahrbar zu machen.