Wer fragt schon einen Kater?

Dieses Buch erhielt den LesePeter Mai 2018. Die Veröffentlichung der Begründung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien.

Wer Tierhalter einer Katze oder eines Katers ist, der weiß, dass die vornehmen Damen und Herren recht eigen sein können. So auch Aristoteles, der dreijährige Kater der Familie Fritzewski. Vor ungefähr einem Jahr hat ihn die Familie aus dem Tierheim erlöst und damit nicht nur ihrer Tochter Anna zum Geburtstag, sondern auch ihm, Aristoteles, die größte Freude bereitet. Seitdem lebt er in dem chaotischen 5-Personen-Haushalt und erträgt die Streitereien unter den Geschwistern und den Lärm geduldig, wenn auch mit gerümpfter Nase. Alles ist gut, solange er der Mittelpunkt ist und ihm die Aufmerksamkeit zuteil wird, die er für berechtigt hält.

Zugegeben, ein paar kleine Verbesserungen wären nicht schlecht. Gerne würde er von seinem Kellerquartier in Annas Zimmer umziehen und diesen fürchterlichen Namen, den die Familie aufgrund seines erhabenen, nachdenklichen Blickes wählte, wäre er ebenfalls gerne los. Doch im Großen und Ganzen ist alles so, wie es ihm gefällt. Bis er mitbekommt, dass sich Anna einen Hund wünscht. Einen Hund! Ausgerechnet! Überhaupt ist Anna nur noch mit ihrer Freundin Clara, der bevorstehenden Geburtstagsparty und weiteren, aus seiner Sicht kompletten Nebensächlichkeiten beschäftigt. Das ist zu viel für die gekränkte Katzenseele und Aristoteles beschließt, davonzulaufen. Soll die Familie sehen, wie sie ohne ihn zurechtkommt!

Wenn der eitle Kater nur vorher gewusst hätte, was ihm aufgrund dieser Entscheidung bevorsteht. Ungewollt springt er mitten hinein in ein Abenteuer, von dem er nicht zu träumen gewagt hätte.

“Wer fragt schon einen Kater?” ist aus der Perspektive des Katers geschrieben und liefert mit dessen Hang zur Dramatik eine eigenwillige, sehr humorvolle Sicht auf die Dinge. Seine Wahrnehmung ist urkomisch und gleichzeitig ernst, denn Aristoteles leidet fürchterlich unter seinen Gefühlen, egal ob sie berechtigt erscheinen oder nicht. Besonders Kinder, denen es ebenso geht wie Aristoteles, die sich vielleicht fragen, ob sie ihren Eltern noch wichtig sind, wenn diese zwischen Arbeit und Geschwistern kaum Zeit für sie finden, können die Höhen und Tiefen des Katers intensiv miterleben. Abhauen ist keine Lösung, das wird deutlich. Meistens ist alles nur halb so schlimm, wie es auf den ersten Blick aussieht und manchmal hat man etwas, das man sucht, längst gefunden.

Die Illustrationen greifen Teile der Handlung auf und stellen diese überspitzt und damit lustig dar. Nicht zuletzt dadurch steht die humorvolle Seite der Erzählung bei aller Tiefgründigkeit und Not stets im Vordergrund. Dezent und gelungen unpädagogisch kommen am Rande Themen wie Ausgrenzung unter Kindern und Freundschaftsfragen zur Sprache. Das klingt möglicherweise ein wenig viel für ein Kinderbuch ab 7 Jahren, ist es aber keinesfalls. Die Erzählerstimme eines Katers macht vieles möglich.