Vögel auf Weltreise

Dieses Buch erhielt den LesePeter November 2016. Die Veröffentlichung der Begründung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien.

“Vögel auf Weltreise” widmet sich einem spannenden und äußerst interessantem Thema, nämlich den Zugvögeln. Oft fragt man sich, warum die Vögel sich jeden Herbst auf den Weg machen, wohin sie fliegen und woher sie wissen, welchen Weg sie nehmen müssen. Dank Telemetrie und Beringung der Vögel konnten die Forscher Erstaunliches herausfinden. Kompetente und tiefgrundige Recherchen lassen den Leser an diesem unglaublichen Spektakel des jährlichen Vogelfluges teilhaben.

Schon früh machten sich die Menschen Gedanken über die Vögel, und es kursierten fantastische Geschichten darüber. Man meinte u.a., dass die Vögel Winterschlaf halten. So erzählte man sich, dass Schwalben in Felshöhlen überwintern, andere vertraten die Meinung, dass Schwalben Kugeln bilden und auf dem Boden von Seen schlafen. Manche Menschen meinten sogar, die Vögel würden im Winter zum Mond fliegen. Tatsächlich gibt es eine Art, die Winterschlaf hält, nämlich die Winternachtschwalbe. Sie verkriecht sich in Felsspalten und fällt in eine Art Kältestarre.

Auf 53 großformatigen Seiten setzt sich nach und nach ein umfassendes Bild über die Zugvögel zusammen. Man erfährt, z. B. dass ca. 1/5 aller Vögel Zugvögel sind, manche Vögel sogar bis 40000 km zurücklegen und dabei ganze Ozeane überqueren. Eine Weltkarte, die sich über eine Doppelseite erstreckt, gibt Aufschluss über die einzelnen Flugrouten der Zugvögel (allerdings fehlt hier die Beschriftung der Kontinente). Die Autorin Fleur Daugey räumt ein, dass längst nicht alle Rätsel gelöst sind und noch Raum zum Forschen bleibt.

Die Kapitelüberschriften sind teilweise als Fragen formuliert und machen neugierig auf den Inhalt. Diese Kapitel sind jeweils in kleinere überschaubare Abschnitte gegliedert. Fachbegriffe werden meist direkt erklärt. Vogelzugrekorde am Ende des Buches runden das Ganze ab.

Es herrscht ein ausgewogenes Verhältnis von Text und Bild. Die Texte sind sachlich und dennoch salopp formuliert, sodass es ein Genuss ist, das vermittelte Wissen in sich aufzusaugen. Die Vogelarten sind zum leichten Auffinden fett gedruckt hervorgehoben. Die vielen Bilder sind gut positioniert und lassen viel Raum zum Betrachten. Bilder und Text sind klar voneinander getrennt.

Die Illustrationen von Sandrine Thommen sind einzigartig und überzeugen durch ihre Klarheit und Anschaulichkeit und fügen sich mit dem Text zu einem einzigartigen Meisterwerk zusammen. Auf pastellfarbigen Untergrund erscheinen die Vögel in fein kolorierten Zeichnungen und sind mit diskreter Benennung der Art versehen.

Dank gründlicher Recherche der Autorin, die selbst für mehrere Naturschutz-NGOs gearbeitet hat, ist unter Mitarbeit von Ornithologen ein außergewöhnliches Werk entstanden, das bereits in Frankreich als “Bestes naturkundliches Buch des Jahres 2015” ausgezeichnet wurde.