Rübezahl ist eine Sagengestalt aus dem Riesengebirge, die immer mehr in Vergessenheit gerät, sofern es nicht Kinderbücher wie dieses gibt. Als Grundlage dienten die Rübezahl-Sagen von Johannes Praetorius, publiziert im Jahr 1920, von denen etwa ein Drittel ausgewählt und mit großer Sorgfalt in eine modernere Sprache übertragen wurde.
Ebenso wechselhaft wie sein Äußeres ist Rübezahls Wesen. Mal freundlich und einfühlsam zeigt er sich schon im nächsten Moment als herablassendes und herrisches Wesen, das in seiner Langeweile mit den Menschen spielt, die zufällig in seinem Gebirge sind. Wenn er ihnen Streiche spielt, erinnert er an Till Eulenspiegel, als er aus Holz Gold werden lässt, an Rumpelstilzchen. Wiederholt finden sich Bezüge zu anderen literarischen Werken, was den Reiz des Kinderbuches für Erwachsene erhöht.
Rübezahls grobe und brutale Seite bleibt nicht unkommentiert, meist sind es die beiden Kinder oder deren Mutter, die moralisch eingreifen und wieder zurechtrücken. Selbst kurze philosophische Gespräche flackern zwischen ihnen auf und durch die zusätzlichen Erklärungen sowohl innerhalb der Episoden als auch durch die Gespräche wird ein Glossar für altmodische und weniger bekannte Begriffe wie “Junker” oder “Timpfe” überflüssig.
Während die zeitliche und räumliche Verortung der Sagen zumindest annähernd bekannt ist, finden sich keine näheren Angaben darüber, wann und wo der Erzähler auf die Familie trifft. Ihr Haus steht in einem kleinen Dorf am Rande von Bergen und eine der Episoden liegt nach Aussage des Geschichtenerzählers 212 Jahren zurück. Außerdem ist der Mann und Vater drei Jahre zuvor in einem Krieg ums Leben gekommen.
“Rübezahl, neu erzählt” bietet sich für den Literaturunterricht in der Schule im Bereich Sagen an, da die alten Texte mit großer Sorgfalt überzeugend übertragen wurden und so der ursprüngliche Geist, wie ihn Johannes Praetorius hinterließ, erhalten bleibt.
“Aber ob es Geister wirklich gibt oder ob sie nur in unseren Köpfen herumgeistern, das weiß niemand so genau.” (S. 82)