Passt nicht

Dieses Buch erhielt den LesePeter Dezember 2018. Die Veröffentlichung der Begründung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien.

Ziemlich allein gelassen fühlen wir uns, denn kein Wort (außer dem Titel) führt uns oder erklärt uns auch nur irgendetwas zu den Illustrationen. Wir müssen selbst darauf kommen. Wer den Beginn verstanden hat, wird den anderen selbstverständlich nichts verraten, aber beschreiben wollen wir jetzt einiges wohl.

Die Seiten sind sehr ungleich mit Objekten bestückt. Auf der linken Seite, die ja in Büchern eher rückwärtsgewandt ist, gibt es nur eine, zu Beginn sogar keine Illustration. Auf der rechten dagegen drängeln sich Menschen, Tiere, Möbel usw. derart, dass sie sich ausrichten müssen und ihre Größe im Vergleich zu den anderen auch nicht realitätsgetreu vornehmen müssen.

Sich in Kompliziertes wagen

Es beginnt mit 25 Köpfen: Männer Frauen, Brillen- oder Bartträger, blond oder braunhaarig, farbige Haut, Kopftuch, Kopfbedeckung … die Auswahl ist ausgesprochen vielschichtig und bunt in einem Rechteck ohne Rand geordnet. Doch halt! Zwar hat einer einen ähnlichen Hut, aber ein Ball zwischen all den Köpfen hat dort gar nichts zu suchen, oder?
Doch. Denn auf der anderen Seite begrüßen sich zwei Personen auf der linken Seite per Handschlag in entsprechender Entfernung. Personen? Nein, denn die rechte (vielleicht weibliche) trägt anstatt ihres Kopfes eben diesen Ball, der sich auf der o. g. Seite in die Aufzählung der Köpfe schmuggelte.

So entsteht ein Reigen, den wir (Erwachsenen) dann aber doch schnell begreifen, den Kinder um die drei Jahre wahrscheinlich auch beim mehrfachen Anschauen noch nicht durchschauen - es sei denn, dass die Erwachsenen ein wenig einhelfen und sich nicht auf Hinweise zu den Gegenständen, über die man trefflich sprechen kann, beschränken. Dazu gehört auch, dass die Reihenfolge der einzelnen Aufgaben nicht etwa zufällig gewählt ist. Auch sie folgen einer Struktur, der man nachgehen kann. Vielleicht helfen auch Fragen wie: “Was sind das denn für Gegenstände?”, die man zum Beispiel mit “Das sind alles Sportgeräte.” beantworten kann. Bei so viel Durchdachtes ist es wohl überflüssig zu sagen, dass die Farbwahl der Gegenstände ebenfalls zu den durchdachten Dingen gehört.

Auf der Abschlussseite findet man dann doch noch Worte, wenn Mieke Scheier neun Bilder anbietet, die man rückblickend suchen soll und finden kann. Wenn man will. Gemeinerweise sind nicht alle in den vorangegangenen Bildern zu finden. Oder doch? Muss ich noch mal genauer schauen.

So müssen Bilderbücher sein! Vordergründig illustrieren sie zumeist eine Geschichte, hier wird die Geschichte eher versteckt und muss gefunden werden. Es wird also ein großer und schwerer Sack herbeigeschleppt, in dem unter anderem mathematische Strukturen drin sind, wie wir sie auch in Intelligenztests finden. Das fördert die Neugier, und schnell sind wir auf der Suche nach einem möglichen Weg “Versuch und Irrtum” als Kern einer Lernstrategie wird gefördert, kleinen Einhilfen von Wissenden oder Vermutenden sind möglich.