Normalerweise passen Opas auf ihre Enkel auf, aber bei Olli ist es andersrum. Sein Opa läuft einfach weg und beschert Olli richtig peinliche Situationen. Doch in einer Vollmondnacht staunt der Junge sehr. Sein gebrechlicher, alter Opa verwandelt sich in einen kraftvollen Wolf. Obwohl am nächsten Morgen wieder alles beim Alten ist, hat diese Nacht viel verändert.
Aufgrund der Erlebnisse in der phantastischen Welt kehrt Olli erfahrungsreich zurück und kann die Schwierigkeiten mit seinem dementen Opa anschließend anders einordnen und bewerten. Zusätzliche Spannung wird durch die Verflechtung der phantastischen Erzählung mit Aspekten einer Detektivgeschichte erzeugt. Die personale Erzählperspektive ermöglicht Einblicke in Ollis ambivalente Gefühlswelt, die dezent aber sehr gelungen herausgearbeitet wurde. Hierin liegt die Stärke des Buches. Kinder, die ähnliches erleben, finden sich darin einerseits wieder, andererseits bleibt ausreichend Raum für davon abweichende, persönliche Empfindungen.
In den letzten Jahren wurden einige sehr gute Kinderbücher zum Thema Demenz veröffentlicht, darunter folgende: “Baby Oma”, erschienen 2017 bei Klett Kinderbuch; “Omas Rumpelkammer”, erschienen 2017 im Susanna Rieder Verlag; “Romys Salon”, erschienen 2018 im Gerstenberg Verlag. In allen drei Büchern ist die Oma-Enkelin-Beziehung zentral, was sich vermutlich darauf zurückführen lässt, dass emotionale Bereiche noch immer weiblich konnotiert sind. Im Bilder- und Jugendbuch mag das Angebot ausgewogener sein, aber unter den Kinderbüchern bildet “Opa und die Nacht der Wölfe” mit einem dementen Opa und seinem Enkel bezüglich der Geschlechterwahl fast schon eine rühmenswerte Ausnahme.