“Ich sehne mich nach Zahnpastageschmack, ich sehne mich nach Tagen, an denen ich keine Angst hatte vor Antworten auf Fragen, die ich nun nicht zu stellen wage.” Sätze wie dieser sind es, die “Mehr Schwarz als Lila” von Lena Gorelik zu einem beeindruckenden Roman über Freundschaft, Liebe, Erinnerung und den einen Moment machen, in dem alles aufs Spiel gesetzt wird.
Der Roman von Lena Gorelik verlangt Jugendlichen Lesern einiges ab. Denn “Mehr Schwarz als Lila” ist wie bspw. Herrendorfs “Tschick” ein Roman für Jugendliche, der auch von Erwachsenen mit viel Freude und obendrein mit Gewinn gelesen werden wird. So thematisiert Gorelik auch auf innovative Weise Fragen der Angemessenheit von Erinnerung: “Pietätlos, schamlos, Sittenverfall, missratene Jugend, die trauen sich was, Verfall der Jugend, wie geil ist das denn, ordinär, heiliger Ort, voll krass ey, das Ende des Anstands” (207) und so weiter, lauten die Kuss-Kommentare im Internet.
Aber Alex geht es nicht um Erinnerungskultur. Sie verspielt auf der Gedenkstätte – psychologisch hoch authentisch entwickelt –, was bisher ihr Leben zusammengehalten hat. Und zur Darstellung der fragilen Lebenskonstruktion einer 17-jährigen findet Gorelik eine beeindruckend knappe Sprache, die zugleich emotional tiefgehend und poetisch daherkommt. Erzählt wird im Grunde ein alter Plot: Was, wenn aus Freundschaft Liebe wird? Was macht Liebe aus Freundschaft? Die Art zu erzählen, die Suche nach dem Anfang der Entwicklung, die zum Kuss in Auschwitz führt, braucht keine Effekte um zu wirken. Einfach brillant!