Komm mit, Lulu!

Dieses Buch erhielt den LesePeter August 2019. Die Veröffentlichung der Begründung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien.

Eine wundervolle kleine Geschichte voller Herzwärme, die den Trost der Generationen in sich trägt. Es geht weiter, die Erinnerung wird noch einige Zeit aktiv sein, aber das Vergessen wird auch nicht schlimm sein, wenn sich das Wesen vererbt.

Wir sprechen von Frau Dachs, die inzwischen schon recht alt geworden ist. Sie lebt allein und ist sehr genügsam, kleine Erinnerungen auf dem Regalbrett, einige Kekse, eine heiße Tasse Tee - und der sonntägliche Spaziergang auf den Berg bald hinter ihrem Haus. Ein ruhiges Ritual auf den Gipfel, den sie Zuckerbrot nennt. Dabei trifft sie wie immer den kleinen Rohrspatz Frederik, den Fuchs Alexander, für den sie genießbare Pilze sammelt. Sie hilft dem einen oder anderen in kleinen Nöten - und sie bekommt heute ein neues Gesicht zu sehen. Der kleine Kater Lulu ist nicht gleich zu überzeugen, ebenfalls den Weg nach oben zu wagen, denn Lulu fühlt sich noch zu klein für solch ein großes Projekt. Aber da Frau sie nicht drängelt und so freundlich und lieb ist, holt Lulu sie bald darauf ein. Sie gehen gemeinsam. Von jetzt an jeden Sonntag, so lange, bis die Pausen für Frau Dachs immer länger werden und sie irgendwann die Berichte und die kleinen Erinnerungsstücke von Lulu erwartet. Der Reigen geht weiter.

Die Bilder strahlen genau diese Gemütlichkeit und Ruhe aus, die auch der Text verbreitet. Sie kommen mit wenigen Einzelheiten aus, lösen sich zum Teil in Einzelszenen auf, damit der Text nicht integriert wird, sondern - sehr fein und unauffällig gedruckt - mit wenigen Worten viel Gefühl transportiert. Es wird nicht viel gesprochen, doch die Münder aller Tiere sind freundlich nach oben gebogen, die Augen mit den kleinen schwarzen Punkten schauen meist neugierig und freundlich, selten ein bisschen ängstlich wie Lulu zu Beginn.

Glück braucht nicht viel

Alle Tiere sind insofern vermenschlicht, dass sie auf zwei Beinen gehen und typische Utensilien tragen: einen Wanderstock, eine Umhängetasche, ein Halstuch, in dem vorher die Jausen Kekse transportiert wurden. Wie selbstverständlich sind eigentlich geschlossene Räume - wie die Wohnung von Frau Dachs als offener Hügel - gezeichnet, sodass wir Draußen und Drinnen zugleich sehen können. Genauso trägt Frau Dachs ihr Inneres ruhiges und in sich ruhendes stilles Wesen nach außen. Das zeigt sich auch im Umgang mit den wenigen anderen Tieren. Sie versucht nicht, Lulu von der Schönheit ihres Zieles zu überzeugen, sie lässt sich zeitlich nicht drängeln, sondern hilft, wenn ihre Hilfe benötigt wird, macht jedoch kein Aufhebens davon. Ist doch selbstverständlich, dass man Familie Igel beim Überqueren des Weges nicht stört. Lulu lernt ebenso still von ihrem Vorbild.

Die ganze Botschaft der Geschichte zeigt sich zum Schluss, wenn nämlich der Kater Lulu einen jungen Hasen trifft.