Hannah lüftet Friedhofsgeheimnisse

Dieses Buch erhielt den LesePeter Januar 2018. Die Veröffentlichung der Begründung erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien.

Zum Thema Tod und Sterben hat Hannah unendlich viele Fragen. Die vielleicht banalste ist die, warum “tot” und “Tod” unterschiedlich geschrieben werden, gefolgt von Gedanken über Redewendungen, rational-praktischen und philosophischen Fragen. Sowohl die Mutter als auch Opa Wilfried fühlen sich mit Hannahs Auseinandersetzung mit diesem Thema überfordert und weichen dem Kind zunächst aus. Aber Hannah lässt nicht locker und so besuchen Mutter und Tochter gemeinsam einen Friedhof, wo sie dem Friedhofsgärtner namens Florian Tod begegnen, der ein ehemaliger Klassenkamerad von Hannahs Mutter ist. Dieser hat weder Berührungsängste mit dem Tod noch wird er müde, Hannahs Fragen zu beantworten. Florian erweist sich als ein wertvoller Gesprächspartner für das Mädchen, der eine Menge weiß und offensichtlich nicht der Meinung ist, dass Kinder sich mit anderen Dingen beschäftigen sollten. In einem „Gedankenbuch“, das eine Art Tagebuch ist, hält Hannah einiges fest.

Während Hannah forscht und fragt, macht sich die kleine Familie daheim zunehmend Sorgen um den Papa. Der ist für seine Reportagen regelmäßig in Kriegsgebieten unterwegs und Hannah dämmert allmählich, dass der Tod ihm näher ist, als ihr bisher bewusst war. Während der Papa im Libanon recherchiert, spitzt sich dort die Situation zu und Mutter und Tochter bleibt bald nichts weiter übrig, als auf ein Lebenszeichen von ihm zu warten und zu hoffen, dass er auch diesmal gesund heimkehrt.

“Hannah lüftet Friedhofsgeheimnisse” ist eine sehr gelungene Sacherzählung, bei der sowohl der narrative als auch der informierende Sachteil überzeugen kann und die Leser*innen emotional und kognitiv anspricht. Der Friedhofsgärtner Florian ist ein schräger, etwas verrückt wirkender Typ mit Totenschädel-Pullover und gepunkteten Gummistiefeln, der sich hinter seiner auffälligen Fassade als feinfühliger Mensch erweist. Die Figur fügt den ernsten Gesprächen und der im Verlauf dramatischen Erzählung eine angenehme Leichtigkeit hinzu. Die Illustrationen setzen dies hervorragend um. Sie sind flippig und modern, bunt und in teils kräftigen Farben und nehmen dem Thema Tod seine Schwere, die ihm in unserer Gesellschaft verliehen wird.

Die Sachinformationen rings um den Tod, seine Symbole, verschiedene Bestattungsmöglichkeiten, Jenseitsvorstellungen, Grabmale und “Wohnstätten” der Toten in verschiedenen Kulturen und Religionen sind umfangreich und nicht nur für Kinder interessant. Auch hier gehen Text und Bild hervorragend Hand in Hand, indem ganze Doppelseiten die Inhalte als Comic oder Schaubild darstellen. Es ist möglich, diese einzeln im Unterricht zu verwenden und das gesamte Buch kann sehr gut fächerübergreifend zum Einsatz kommen (Deutsch, Sachunterricht, Ethik, Religion). Spannend, humorvoll, berührend und informativ hat dieses Buch von allem etwas und ist für Kinder ab 9 Jahren empfehlenswert.