Kein Entstehen ohne Vergehen, kein Leben ohne Tod. Das ist schon mal klar. Physiker sprechen vom Energie-Erhaltungs-Gesetz. Wir aber versuchen dennoch, ihn zu überlisten, den Tod. Wir erfahren, dass es nicht “einen” Tod gibt, dass vielmehr jeder seinen eigenen hat, auch der Fuchs. Ihm gelingt es nun, seinen Tod auf dem Apfelbaum festzukleben, und nur er selbst kann ihn befreien. – Wie nur kann man derart beeindruckend und stimmig Gefühle zeichnen, Frau Schärer?
Dass diese Aussicht nicht wirklich wünschenswert ist, zeigt uns diese Geschichte, die wir leseunkundigen Kindern zeigen können, ohne sie vorzulesen. Das ist sehr spannend und das Ende ist keinesfalls eindeutig. Die Kinder erkennen den Tod nicht direkt, sieht er doch gar nicht so aus, wie er sonst dargestellt wird. Hier ist er nicht in schwarzer Kleidung, trägt auch keine Sense und ist auch kein Skelett. Das weiße Abbild eines Fuchses, leicht durchsichtig, sitzt nun also angeklebt auf dem Baum, der auf einer Doppelseite alle vier Jahreszeiten zugleich von links nach rechts zeigt. Unser Fuchs sitzt zu Füßen des Baums, seine Frau ist gestorben, seine Freunde sind tot, seine Gebrechen sind größer geworden, sein linkes Auge ist grau geworden wie sein Unterfell.
Wir müssen ihn wohl akzeptieren, den Tod allgemein, aber ganz besonders, unseren Tod, der eben nur für uns zuständig ist. Das mag schmerzhaft sein, wo doch das Leben noch so viel zu bieten hat.
Kathrin Schärer drückt sich zwar vor der Situation des (zu) frühen Todes, zeigt aber, dass er selbst kein Fluch ist und gar nichts Schlimmes hat, sondern vielmehr aufgenommen werden kann wie ein Freund, der mir die eigene Last abnimmt. Insofern ist das Bild auf dem Titelbild ganz stimmig mit dem (vor-)letzten. Dort standen sie Rücken an Rücken, jetzt umarmen sie sich Brust an Brust. Das allerletzte Bild zeigt dann wieder die Sicht von außen.
Nach “Ente, Tod und Tulpe” von Wolf Erlbruch ist dies das zweite Bilderbuch, das sich sehr eindringlich mit dem Sinn und dem Einlassen des Sterbens beschäftigt. Da lädt ihn einer ein, akzeptiert ihn nicht nur, sondern tut sich mit ihm zusammen, denn es ist gut so.